Ist die Höllenlehre biblisch?

Zum Nachdenken bringen einen unter anderem nachfolgende Aussagen:
„Unter den klassischen griechischen Philosophen ist Platon derjenige, der den traditionellen Gedanken von der Hölle am meisten geprägt hat“ (Die Hölle: zur Geschichte einer Fiktion von Georges Minois, Seite 63).
„Ab Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. verspürten Christen mit einer gewissen Vorbildung in griechischer Philosophie den Drang, ihrem Glauben in entsprechenden Begriffen Ausdruck zu verleihen . . . Die Philosophie, die ihnen am geeignetsten erschien, war der Platonismus“ (The New Encyclopædia Britannica, 1988, Band 25, Seite 890).
Die Ableitung oder die Idee der Höllenlehre im christlichen Glauben ist also nicht biblisch geprägt.
Eine biblische Ableitung wäre auch ziemlich unsinnig, wenn man Bibeltexte wie z.B. Prediger 9:5,10 oder auch Psalm 146:3,4 zu Rate zieht.
Die Bibel sagt nämlich: „Die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen gar nichts . . . Denn es gibt weder Tun noch Berechnung, noch Kenntnis, noch Weisheit im Scheol [Grab], in den du gehst“ (Prediger 9:5,10)
Das hebräische Wort Scheol bzw. das griechische Gegenstück Hades, mit dem der „Aufenthaltsort der Toten“ gemeint war, wird in manchen Bibelübersetzungen mit „Hölle“ wiedergegeben. Aber kann damit ein qualvolles Gefängnis für immaterielle Wesen gemeint sein?
Dazu folgendes Beispiel:
Die Bibel berichtet von einem Mann namens Hiob, der schwer an einer schmerzhaften Krankheit litt und Gott inständig bat, „daß du mich schirmest in der Hölle [Scheol, Grab], und mich bergest“ (Hiob 14:13)
Wäre der Scheol/Hölle ein Ort ewiger Qual, welchen Sinn hätte dann Hiobs Bitte gehabt?
Nach der Bibel ist mit dem modernen Ausdruck „Hölle“ (original steht Scheol oder Hades) einfach nur das allgemeine Grab der Menschheit gemeint, wo jegliche Aktivität aufgehört hat. Eine weitere Bestrafung Gottes macht auch keinen Sinn, denn Römer 6:7 sagt: „Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.“

Allein diese wenigen Beispiele unterstreichen die Aussage in dem englischsprachigen Lexikon Collier’s Encyclopedia über das Wort „Hölle“ (1986, Bd. 12, S. 28): „…das Wort ‚Hölle‘, wie man es heute versteht, [ist] keine glückliche Übersetzung.“
Wenn man bedenkt, daß die falsche Vorstellung von einem „Höllenfeuer“ seit vielen Jahrhunderten eine angsteinflößende Grundlehre der Christenheit ist, kann man verstehen, weshalb es in dem Werk The Encyclopedia Americana (1956, Bd. 14, S. 81) heißt: „Viel Verwirrung und großes Mißverständnis sind durch die frühen Bibelübersetzer hervorgerufen worden, die das hebräische Wort Scheol und die griechischen Wörter Hades und Gehenna durchweg mit dem Wort Hölle wiedergaben.“

Aus diesem Grund wird in einigen wenigen guten Bibelübersetzungen das Wort Hölle nicht mehr verwendet.



3 Antworten zur Frage “Ist die Höllenlehre biblisch?

  1. Jakob am 11. März 2021

    Der Text oben ist gerade das, wonach den Leuten „die Ohren jucken“. Jedoch die Wahrheit, bestätigt durch die Schrift, ist sowohl der Himmel als auch die Hölle sind Realität. Sie sind biblisch! Das Zitat aus dem Römerbrief 6,7 meint das gestorben sein für die Sünde. Mit welchem Wort auch immer die Übersetzer diesen Ort bezeichnet haben haben, gemeint ist die Hölle, die dem Menschen beschieden, der nicht an Gott und an das erlösende Blut Jesu Christi glaubt.
    Niemals kann die Bibel gedeutet werden, in dem wir ein Zitat aus dem ganzen Zusammenhang der Schrift herausnehmen. Die Bibel wird durch die Bibel ausgelegt, sie erklärt sich selbst. Sie sagt:“ Es ist dem Menschen gesetzt einmal zu sterben, danach aber das Gericht“. Wer das nicht bestanden hat, kommt in die Hölle. Und sie sagt auch, das der Mensch auf tausend Fragen, nicht eine einzige Antwort haben wird, wenn er Himmel und Hölle geleugnet hat. Die einzige Antwort der Hölle zu entkommen, ist Jesus Christus.

  2. Pia am 20. März 2021

    Also besser als Jakob kann man das einfach nicht erklären…

    (Hab deine Antwort gelesen und war stolz wie nix Christin zu sein!)

    LG Pia

  3. JulesMai am 21. März 2021

    Laut der European Values Study glaubte im Jahr 1999 ein knappes Drittel der rund 40.000 befragten Europäer an die Existenz einer Hölle; in Deutschland rund 15 %. Am stärksten ist der Glaube an eine Hölle in der Türkei (90 %), Nordirland (60 %), Rumänien und Polen (je 55 %) verbreitet, am wenigsten in Dänemark, Schweden, Tschechien und den Niederlanden (etwa 10 %).

    Laut einer Befragung von 1003 Personen in Deutschland im März 2019 glauben 13 Prozent an die Existenz der Hölle.[51]

    Ich empfehle den entsprechenden Wikipedia-Artikel. Fand ihn sehr interessant und informativ für mich als Nichtgläubigen. Also rein phänomenal interessant.

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